WdkK'24 - Der Donnerstag:

Ein Gitarrenabend

 

Wie es die Überschrift andeutet: Dieser Donnerstagabend ist gitarrenlastig. Es gibt zarte Töne zu Kontrabass, E-Piano und Lesley-Kreiseln. Aber auch fette Beats mit scharfen Riffs in ungewohnter Lautstärke. Die Bluesanovas haben mit dem seelenverwandten Till Seidel einen hochkarätigen Edelstein zur Verstärkung bekommen. Jetzt sind auf dem Weg, sich in die Spitze der besten europäischen Bluesbands hinaufzuarbeiten. Und Thomas Godoj, einst als Schlagerbarde Gewinner einer Talentshow im Fernsehen, hat mit nachdenklich machenden Texten in deutscher Sprache im Heavy Metal seine künstlerische Heimat gefunden. Was die Einen lässig auf der Bühne zelebrieren, erarbeitet sich der Andere mit höchstem Körpereinsatz.

 

 

Auch der WDR berichtet in der Lokalzeit über diesen krassen musikalischen Abend.

Copyright MPRESS Peter Heermann

So heftig schlägt der Puls des Blues

 

Blues-Rock geht immer? Die Trüffelsucher des WdkK-Programms würden keine Ruhe finden, könnten sie unter der Vielzahl hervorragender Blues-Bands nicht doch die Perle finden, die Können mit Publikumsgeschmack verbindet, so wie bei den Bluesanovas. Fünf schnieke gekleidete und sauber frisierte Herren spielen sich bei Sonnenuntergang in die Herzen unseres verwöhnten Publikums. Weil sie keine klassischen Bluesmantras von „Meine Frau ist weg, mir gehts echt schlecht“ bis „Hey Baby, wo bleibst Du, ich kann doch ohne dich nicht mehr leben“ singen.

 

Unsere Zeit braucht neue Lieder, auch einen neuen Blues. Für die Band aus Münster ist diese Mission zeitgemäß. (Die Juke Joints, in denen vor hundert Jahren schwarze Männer ihre prekäre Lage beklagten, waren diesseits des Atlantiks sowieso unbekannt - von der Kneipe „Bureau“ einmal abgesehen -:)) Auf dem Gerüst der Zwillinge Nico (Kb) und Phillipp Dreier (dr) sowie Jimmy Maxwell (b) weisen die Gitarren von Philipe Henrique und Till Seidel immer wieder über die klassischen Bluesphrasen hinaus. Mit weiten Ausläufern zum Shuffle, dem R&B und turbolentem Rock’n’Roll zeigen beide Gitarristen die ganze Vielfalt von Stimmungen, wie sie selten in dieser Differenziertheit gehört werden. Und sich im Konzert, aber auch auf dem aktuellen Album „Big Love“ niederschlagen. Als ein weites Dach über ihren tollen musikalischen Ideen.

 

 

 

Karriere abseits von Bilanzen der Musikindustrie

 

Mit Thomas Godoj weht ein Hauch von Wacken in das Herzstück unserer Musikkultur. Wenn es eine Steigerung von Bluesrock gäbe, dann ist das der Deutsch-Metal von Thomas Godoj und seinen Mannen. Er bietet etwas einmalig Anarchisches in der Schnittstelle zwischen Doro Pesch und Till Lindemann, einen Hauch von Underground, der sich Ton für Ton über unsere Wiese und um sie herum ausbreitet.

 

Godoj steht auf Gitarren, auf guten Gitarrensounds. Auf hymnischen Refrains. Mit Thomas Spindeldreher und Sebastian Netz als Gitarristen an seiner Seite, mit Sebastian Heckmann am Bass und Oliver Schmitz am Schlagzeug gelingt sein Plan: Seine Musik ist laut, direkt, schnörkellos. Damit bedient er aber eine Nische, deren Bedeutung die Musikindustrie bisher nicht erfasst hat. „Wenn die das nicht wollen, muss ich das halt alleine machen,“ erklärt der Musiker auf seine sympathische Art. Er spiele Musik für die Fans, während seiner Tourneen, aber auch in deren Wohnzimmern. Godoj finanziert deshalb seine Karriere über Crowdfunding und ruft die Gäste des Konzerts zu weiterer Unterstützung auf, damit er seine künstlerische Freiheit sichern kann.

 

Klar, nicht alle mögen Heavy Metal. Und manch Besucher mag das Konzert als kleinen Kulturschock empfunden haben. Dazu kommt, dass Godojs Liedtexte die Finger in die Wunden der Welt legen und unbequem ankommen können. Er macht Krieg, Suizid, Kindesmißbrauch, die Zerstörung unserer Umwelt, im Mittelmeer ertrinkende Flüchtlinge zum Thema. Viele hören seine Texte an diesem Abend zum ersten Mal. Das schadet der Begeisterung nicht – im Gegenteil. Und wir wissen, die Gütersloher sind für alles offen.

 

Wenn es Thomas Godoj an diesem Abend auch nicht ganz leicht hatte: Gütersloh hat einem echten Arbeiter bei der Eroberung eines neuen Publikums zugesehen. Und es ihm einfach gemacht.

 

 

Mit Dank an die Family im Backstage; Wolfgang Hein für die Initiative Dreiecksplatz.