WdkK'24 - Der Dienstag:

Magische Momente und verrückt vor Glück

 

Wo, außer zur Woche der kleinen – großen – Künste, kann man die Zeit anhalten, in Dauerschleife tanzen und vor Glück verrückt werden? Noch dazu am besten alles gleichzeitig oder zumindest direkt hintereinander? Genau. Nirgendwo sonst. Und so hatte auch der zweite Tag der diesjährigen Woche diese magischen Momente, während die Seele nicht aufhören wollte zu jauchzen.

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Komm, halt die Zeit an!

 

„Uh, I am dreaming“ – eine kleine Weile lang stand die Welt still. Oder die Zeit, wenn man so will. In diesem einen Moment, als eine schlanke, grazile Frau die Bühne betrat und den ersten Ton anstimmte. Lesen sie, wie verzaubert ich immer noch bin? Vielleicht spüren sie es ja sogar. Durch diese Zeilen hindurch.

Doch es ist nicht so, dass ich CATT, die mit bürgerlichem Namen Catharina Schorling heißt, zuvor nicht kannte. Schon im letzten Jahr hatte sie mich beim Loungekonzert des RBB in Berlin in ihren Bann geschlagen. Mit ihrer Stimme, der Tiefe ihrer Texte, dieser sprühenden, virtuosen Musikalität samt einer schier unbändigen Lebensfreude. Jetzt endlich sah ich sie wieder, bei unserem Lieblingsfestival in der Stadt. Und mit mir eine Menge Menschen, die ihr genauso verfielen, wie ich. Für uns alle mixte die Berliner Ausnahmekünstlerin an diesem Dienstagabend gemeinsam mit ihrer fabelhaften Band einen fantastischen musikalischen Cocktail aus den unterschiedlichsten Musikgenres.

 

 

 

„Change“, „Honesty Lies“ und „Wild Heart“ zum Abschluss 

 

Indie, Pop, Country, Gospel, Jazz, Folk und New Wave waren ihre Zutaten. Und wer meinte, sich hier an Kate Bushs Virtuosität erinnert zu fühlen und dort ein wenig Joni Mitchell gespürt zu haben – alles möglich, an einem Abend wie diesem. CATT mischte und vermengte fröhlich all das und machte es so zu ihrem ganz einzigartigen und vor allem höchst modernen Stil. Dafür nahm sie auch schon mal die Gitarre, Trompete oder Posaune zur Hand. Doch am liebsten schien ihr das Keyboard zu sein, dem sie manchmal Klavierballaden und dann wieder coole Synthesizersounds entlockte. Mitreißende Gitarrenriffs von Felix Anton Remm, einfühlsame Violinenpassagen von Paul Rundel und Michèl M. Almeidas energiegeladenes Schlagzeugspiel machten den Mix perfekt. Und so kredenzte diese Berliner Band dem Gütersloher Publikum an einem lauen Sommerabend im August 2024 eine gefühlvolle Mischung, die die Tanzfläche schon vor dem Einbruch der Nacht zum Schwingen brachte.

Ja. Und dann geschah etwas Einmaliges. Eine Novität zur Woche der kleinen Künste, wenn man so will: Zum ersten Mal gab es zum Abschluss eines Konzertes Standing Ovations und die lautstarke Forderung nach einer Zugabe. Wundervoll und absolut verdient für diese Ausnahmekünstlerin –  für CATT!

 

 

„Squeeeeeeeeze Me!“

 

Was dann kam, war ein Tsunami. Nichts weniger als das. Wiegten wir uns gerade noch im lauschigen Sommerwind, rissen uns Kraak & Smaak vom ersten Moment an aus den Träumen. Egal wo hin. Dorthin, wo eben Platz war: zwischen die Sitzreihen, auf die Freiflächen, vor die Stände und natürlich vor die Bühne. Wo immer es auch ging, wir brauchten den Platz – um zu TANZEN!

Damit hatte sich dann auch die Frage erübrigt, wer diese Band mit dem seltsam klingenden Namen ist. Jetzt wissen alle, die am Dienstagabend auf dem Dreiecksplatz standen, tanzten und verrückt vor Glück wurden, wer diese unfassbar gute Formation ist und wozu sie vom ersten Ton an imstande ist: immer wieder über sich hinauszuwachsen und die Grenzen zu sprengen. Wir hatten das pure Vergnügen, uns von sechs smarten Niederländern zum „Tanzen, Tanzen, Tanzen" verführen zu lassen. Wer nicht dabei war – sorry – hat leider Pech gehabt!

 

 

„Stumble Naked“

 

„Wir wollen die Dancefloors der Welt rocken", sagen Wim Plug, Mark Kneppers und Oscar De Jong – allesamt die Strippenzieher bei Kraak & Smaak. Doch rocken ist nicht alles. War es zunächst noch der 80er-Jahre Dancefloor mit Disco-Anklängen à la Donna Summer, schüttelte die Band bald schon den uralten Staub ab. Dann endlich versetzten sie uns in ekstatische Schwingungen mit stampfendem Soul und Funk, vermischt mit energetischen Techno-Grooves und einem heftigen Kick aus Hip-Hop und Dancehall. Dieser atemberaubende Sound war es, der eine knappe Stunde lang unseren Platz in schillernde Ekstase versetzte. Und davon konnten uns auch die wenigen Regentropfen nicht abhalten, die hier und da auf uns niederprasselten. Ganz im Gegenteil: Ein warmer Sommerregen macht Laune!

Ja, das war ein Tsunami! Kaum zu glauben, für die, die nicht dabei waren. Für die, die dabei waren, schien es das Normalste der Welt, als die fünf Musiker um Sängerin Berenice van Leer uns das Glück ins Gesicht tackerten. Und das wird vermutlich auch in den kommenden Tagen dieser wieder einmal so einzigartigen Woche nicht mehr daraus verschwinden. In diesem Sinne: Kommt, lasst uns weiter tanzen!

 

Birgit Compin, Buchautorin und Journalistin für die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz